Axtwurfanlagen

Die Axtwurf-Anlagen liegen am Nordhang und Nordrücken des Nollens beiderseits des ehemaligen „Holzabfuhrweges“ (heute Von-Wißmann-Straße und deren Verlängerung). Es ist eine zwischen 1892 und 1898 vom 1875 gegründeten Neustadter Verschönerungsverein (NVV) geschaffene Parkanlage auf teilweise mit alten Edelkastanien und Krüppelkiefern bestandenen städtischen Pachtäckern. Die Anregung stammte von dem Neustadter Kunst- und Handelsgärtner Friedrich Jakob Dochnahl jun. aus dem Jahre 1880. Dochnahl jun. (1848-1902), war ein Sohn des gleichnamigen F. J. Dochnahl sen. (1820-1904), ebenfalls Kunst- und Handelsgärtner, außerdem Baumschuler, bedeutender Pomologe, Oenologe und Stadtchronist („Chronik von Neustadt an der Haardt“, 1867).

Die Axtwurf-Anlagen wurden in mehreren Abschnitten vom Neustadter Verschönerungsverein (NVV) angelegt. Unter dem NVV-Vorsitzenden, dem Neustadter Essigfabrikanten und Dichter Johannes Hüll (1828-1907), wurde 1892/93 mit Hilfe städtischer Bediensteter sowie des Forstamtes Neustadt-Süd ein Netz aus Horizontal- und Gehängewegen mit Rondellen und Ruhebänken angelegt. Gleichzeitig begann die Umwandlung der mit Einzelbäumen bestandenen mageren Ackerflächen in Wiesen und eine lockere Bepflanzung mit Waldbäumen nach Plänen von Dochnahl jun. Einige große Edelkastanien sowie mehrere mächtige Eichen mit niedrigem Kronenansatz stammen noch aus der Zeit vor der Umgestaltung zum Park (um 1864) und lassen den ehemaligen halboffenen Charakter der Anlage erahnen. Die Einweihung dieses ersten Abschnitts wurde im Mai 1893 mit einem großen Axtwurffest begangen. Ab dem Jahr 1894, unter dem neuen NVV-Vorstand Dr. Christian Mehlis, ging der Ausbau der Anlage weiter, durch gruppenweise Anpflanzung weiterer ca. 3.000 Bäume, wodurch der landschaftsparkartige Charakter samt Aussicht allmählich verloren ging.

Ab 1895 unterstützte die Stadt Anlage und Instandhaltung des Parks mit jährlich 300.-, ab 1897 mit 500.- Mark. In den Jahren 1897/98 und 1901/02 wurden die mittlerweile rund 2,3 ha großen Axtwurf-Anlagen des NVV auf Initiative von Dochnahl jun. und des Adjunkten Daab durch neue Spazierwege mit der Hauber-Anlage verbunden und als „Stadtpark“ bezeichnet. Auf den bisherigen Ackerflächen wurden weitere 4.000 Fichten und Lärchen angepflanzt. Somit war eine zusammenhängende Parkanlage von ca. 5 ha Größe mit rd. 3,6 km Fußwegen entstanden, die zusammen mit dem Nollenwäldchen damals als größte Anlage ihrer Art in der Pfalz galt.

Axtwurf-Anlagen und Stadtpark wurden nach dem 2. Weltkrieg nicht weiter gepflegt und zu einem kleineren Teil in den 1950er bis 1970er Jahren überbaut ("Afrika-Viertel"). Der in der Substanz noch erhaltene größere Teil der Anlagen gehört heute zum Stadtwald. Seit 2003 kümmern sich einige engagierte Bürger des "Afrika-Viertels" um die Freilegung von Wegen und Gedenksteinen, untersützt durch den städtischen Forstbetrieb. In den letzten Jahen hat der Forstbetrieb mehrere neue hölzerne, von der Anwohnerinitiative gespendete Ruhebänke aufstellen lassen.

Im Laufe der Zeit entstanden im Gebiet des Axtwurfs eine Reihe von Anlagen und Gedenksteinen, die zum Teil noch an Ort und Stelle aufzufinden sind. Die Mehrzahl der ehemals geschaffenen Treppenwege ist noch vorhanden, wenn auch in einem schlechten Erhaltungszustand.

Mit freundlicher Genehmigung Auszug aus: Klaus Hünerfauth - Axel Rehe, Die ehemaligen Parkanlagen am Nollen in Neustadt an der Weinstraße, Sonderdruck der Bezirksgruppe Neustadt im Historischen Verein der Pfalz