Das Kurhaus Kohler hat eine bewegte Geschichte, die ich hier versuche, in Kurzfassung wiederzugeben.
Die Ursprünge des Hauses Steinbruchweg 4 (später
Waldstraße 30, heute Nummer 60) am Geisberg können nicht
genau datiert werden. Sie müssen um das Jahr 1897 gelegen haben.
Es wurde zunächst ein kleiner Bau aus Steinen des benachbarten
Steinbruchs (heute Kloster Neustadt) errichtet. Zur Wirtschaft
umgestaltet, wurde das Gebäude nach seiner ersten Wirtin Sophie
Wurm "Wurmburg" genannt. Karl Hennig kaufte 1903 das Haus. Die
Gastwirtschaft nannte er "Perle der Pfalz". Da sein Sohn Arnold, der
die Gaststätte übernommen hatte, offenbar
"Kuppelei-Geschäfte in größerem Maßstabe"
betrieben hatte, kam das Haus nach Übernahme von Anna Maria Hauck
zur Zwangsversteigerung. Der Erwerber Heinrich Größle begann
1907 mit dem Erweiterungsumbau des Hauses, stockte eine Etage auf,
fügte einen Wintergarten mit herrlicher Fernsicht hinzu, schuf
sechs Fremdenzimmer mit Dampfheizung für 20-25 Mark monatlich und
nannte die Gastwirtschaft mit Pension "Neustadter Kurhaus".
1919 erwarb der Konditor und Koch Peter Kohler das Anwesen einschl. der
gesamten Einrichtung. Er war ein begabter, pragmatisch denkender und flexibel handelnder Koch und Konditor. Er hatte im Ausland, zuletzt in England, viel
Erfahrung als Koch gesammelt, musste aber wegen des 1. Weltkrieges nach Deutschland zurückkehren. Peter Kohler verband das Haus mit seinem
Nachnamen, sodass aus dem "Neustadter Kurhaus" das "Kurhaus Kohler"
wurde.
Nach seiner Heirat begann eine rasante
Vergrößerung des Hauses. Es erfolgten viele Aufstockungen und An- und Umbauten. So
entstanden der große Festsaal, neue Hotelzimmer,
Empfangsfoyer, Dachterrasse, Veranda eine Autohalle und vieles
mehr. 1954 erreichte das Hotel schließlich seine endgültige
Ausdehnung. Die Dachterrasse gewährte einen wunderbaren Blick
über Stadt und Rheinebene. Viele Feiern, Tanzveranstaltungen,
Maskenbälle, Künstlerkonzerte, Shows, Ausstellungen,
Modenschauen und natürlich Peter Kohlers Koch- und Konditorkunst
trugen dazu bei, dass das Haus zur ersten Adresse Neustadts avancierte.
Man kann sagen, es wurde berühmt. Führende Geschäfsleute, Künstler
und berühmte Persönlichkeiten waren zu Gast, wie Robert
Schuman (als Gestapo-Häftling), General de Gaulle, Prinz Oskar von
Preußen, Erika Köth, Hildegard Knef, Zarah
Leander, Theo Lingen, Peter Frankenfeld u.a.
1937 erwarb Peter Kohler das direkt darunter liegende
"Waldhaus" und schaltete damit einen lästigen Konkurrenten aus.
Das Kurhaus überstand die Nazizeit, jedoch nicht den
verheerenden Brand im Februar 1958. Peter Kohler hatte offenbar nicht
mehr die Kraft, das Haus als Hotel wiedererstehen zu lassen. Es wurde
in eine Privatklinik für innere Krankheiten unter der
medizinischen Leitung des Schwiegersohnes Dr. Jaeth umgewandelt. Anfang
der 90er Jahre brachen für Privatkliniken wirtschaftlich
schwierige Zeiten an. Folglich meldete die Klinik im Dezember 1991
Konkurs an. Der neue Eigentümer versetzte das Haus mit
Luxus-Eigentumswohnung in den heutigen Stand. So fand das Kurhaus
Kohler leider ein unrühmliches Ende.